The following questions were put to me by Prof. Barbara Maurer in preparation for a portrait in her Masters in New Music seminar.
BM: Was ist Musik für Dich?
ME: Als Nomen, erstens: Klangkobjekte oder oft Konstrukte, die man bewusst anhört, um eine ästhetische Erfahrung hervorzubringen. Als Verb (musizieren): die meist menschlich-soziale Aktivität des Zusammensetzens von Klang.
Musik ist eine für mich meist abstrakte Kunst, die keinerlei mit Bildern, Erzählungen oder sonstigen außermusikalischen Erlebnissen zu verbinden ist. Natürlich ist Musik für anderen Leute doch sehr mit Assoziationen verbunden, und ich will gar nicht behaupten, dass meine Art Musik zu verstehen richtig ist. Allerdings, dadurch dass Musik kein konkretes Wesen hat (wie ein Bild), keine Sprache ist (nichtsdestotrotz kommunizieren kann), und “nur” durch Klangwellen (Energie verteilt über Zeit) und Gedächtnis im Gehirn der Zuhörer existiert—hat sie sofort eine spirituelle Ebene. Damit meine ich nicht zwingenderweise eine religiöse Elemente, sondern, dass Musik jenseits des Alltägliches hinausgeht und dadurch mit Formen und prälingualen Verständnissen, sogar Wahrheiten, wenn man will, verbunden werden kann, die man normalerweise in einem religiösen Kontext erlebt oder versteht. Aber solche Erfahrungen nur mit Religion zu verbinden heißt sie gleich abzugrenzen (die Religion ist für mich eine Untergruppe des Spirituellens, nicht anders rum).
Wenn Musik gut funktioniert, vertieft man sich in einer enormen Wahrheit, die sonst nicht auszudrucken oder zu erleben ist.
BM: Warum komponierst Du?
ME:Weil ich immer noch nicht kann aber noch können will.
Oder: weil ich meine musikalischen Ideen mitteilen will, und weil ich an diesem wunderbaren kulturübergreifenden Gemeinsamsprojekt, die Musik heißt, teilnehmen will.
BM: Wer oder was hat Dich am meisten beeinflusst?
ME: Komponisten wie Beethoven, Ligeti, Mahler und Xenakis, aber auch die Übertragung und nachfolgender Manipulation musikalischer Ideen in selbst-geschriebener Software.
BM: Was ist Qualität in der neuen Musik für Dich?
ME: Sie ist nicht anders wie in fast allen anderen Arten Musik: Formen, die in sich Schlüssig sind; Entwicklungen, die in ihren kulturellen Kontexten nachvollziehbar aber gleichzeitig frisch und überraschend sind; Erlebnissen, die energiegeladen und lebensbejahend sind.
BM: Vertraust Du beim Komponieren mehr der Intuition oder mehr der Struktur? Oder mehr etwas anderem?
ME: Ich vertraue meiner Intuition, dass eine Struktur interessant und hörenswert ist. Aber reine Struktur, ohne detaillierte Betrachtung und Untersuchung im Voraus, ist nicht etwas, dem ich normalerweise vertrauen würde.
BM: Wo bewegt sich die neue Musik zur Zeit hin? Gehörst Du selbst zu dieser Richtung?
ME: Ironie, Humor, Leichtigkeit, Konzeptualismus und eine Art “Plunderphonics”—oder, wenn mit anderen Medien kombiniert, vielleicht eher “Plundersensics”—sind sehr bewegt momentan. Ich gehöre meist nicht dazu, vor allem, was Konzeptkunst angeht. Ich glaube eher, nach dem Komponisten Denis Smalley, dass die Suche nach der Unterstützung der Musik in nichtmusikalischen Modellen auf Kosten der Wahrnehmung, des Perzepts, geht.
BM: Wieviel Raum hat in Deiner Musik die Interpretation / der Instrumentalist?
ME: Meistens sind meine Stücke mit herkömmlicher Notation errungen, welche heisst, dass sie nicht so viel Interpretationsfreiheit wie eine graphische Partitur oder ein Textbasiertes Stück (zum Beispeil, Stockhausen’s “Aus den sieben Tagen”) haben. Das im Kauf genommen aber, sind viele meiner Partituren eher nicht die Definition von dem, was man hören sollte sondern, sie sind Rahmen oder manchmal unerreichbare physikalische Ziele, die man anstreben sollte, und in dem verschiedenen musikalischen Erfahrungen erreicht werden können sollten.
BM: Schreibst Du eher für Personen oder für Instrumente?
ME: Eher für Instrumente, denn der Klang und Technik des Instruments steht im Vordergrund, wenn ich mir die neue Komposition vorstelle. Allerdings stelle ich mir auch immer den/die musizierenden Mensch/en vor, wenn ich eine meiner Partituren lese. Was es physikalisch bedeutet, meine Partitur in bewegte Klangstrukturen umzuwandeln, ist immer aber nicht alleine im Vordergund meiner Gedanken.
BM: Welche Musik hörst Du gerne?
ME: Ganz viel verschiedene: im neuen Musik Bereich (instrumental): Ligeti, Xenakis, Nono, Feldman, Sciarrino, Berio; in der Elektronik: Parmeggiani, Vaggione, Ludger Brümmer, Luc Ferrari; im Klassik: Beethoven, Bach, Josquin des Prez, Mahler; im Jazz: John Coltrane, Archie Shepp, Herbie Hancock, Miles Davis; in der Freien Improvisation: Malcolm Goldstein, Evan Parker, Peter Brötzmann; im Rock/Pop: eher alte Sachen wie Led Zeppelin, Jimmy Hendrix, The Doors, James Brown, John Lee Hooker; ausserhalb “des Westens”: indisch/pakistanische Musiker wie Buddhadev das Gupta, Imrat Khan, Nusrat Fateh Ali Khan oder kongolesische Musiker wie Férré Gola.
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